Sven-Christian Kindler: Energiewende auf den Schienen

  • Veröffentlicht am: 14. August 2020 - 20:31

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Schienen im Hbf Hannover. Foto: Elke Wohlfarth

Für eine Energiewende auf der Schiene brauchen wir saubere Loks. Das geht am besten über die Elektrifizierung des Streckennetzes. Hier hinkt Niedersachsen massiv hinterher. Gerade einmal 60 Prozent der Schienenstrecken im Land sind elektrifiziert, also mit einer Oberleitung ausgestattet. Vom Bundesziel bis 2025 bei 70 Prozent zu sein ist Niedersachsen noch meilenweit entfernt. Hier ist klar: wir brauchen mehr Tempo bei der Elektrifizierung!

Aber es ist weder sinnvoll noch wirtschaftlich auch noch den letzten Kilometer einer Nebenstrecke zu elektrifizieren. Es gibt auch Alternativen: Batteriezüge (E-Loks) und Wasserstoffzüge. Aber damit diese alternativen Antriebe eingesetzt werden können braucht es die entsprechende Infrastruktur. Meine Anfrage an die Bundesregierung hat aufgedeckt: Im ganzen Land gibt es keine Ladestation für batteriegetriebene Elektroloks. Die fallen als Alternative auf den nicht elektrifizierten 1400 Streckenkilometern des niedersächsischen Bahn-Netzes aus. Auch beim Wasserstoff sieht es nicht besser aus: in ganz Niedersachsen gibt es nur eine einzige, mobile Wasserstofftankstelle für H2-Loks und noch gar keine fest-installierten Tankstellen.

Auch Wasserstoff-Züge und andere alternative, klimaneutrale Antriebskonzepte wie Batterie-Loks sind Teil der Lösung. Dafür müssen aber die Voraussetzungen bei der Infrastruktur geschaffen werden. Die Ausschreibungen zum Betrieb regionaler Schienenstrecken müssen so ausgelegt werden, dass die Betreiber auch die Chance haben mit Wasserstoff oder mit E-Loks zu fahren und nicht benachteiligt sind, weil dann die Kosten höher als beim billigen und schmutzigen Diesel sind. Und auch das Risiko einer Investition darf nicht dazu führen, dass Anbieter einer Wasserstofflösung wegen zu hohen Preisen ausscheiden. Bei E-Loks müssen Betreiber und DB Netz AG eng zusammenarbeiten um beispielsweise einige kurze Abschnitte mit Oberleitungen auszurüsten, sodass die Züge während der Fahrt für die Streckenabschnitte ohne Fahrdraht aufladen können. Nur wenn beides gelingt, dann kann Niedersachsen auch vom Wettbewerb verschiedener alternativer Antriebskonzepte profitieren.