Ein Abend für die Bildung mit Aladin El-Mafaalani

Für die Grünen ist Bildung eines der zentralen politischen Themen. Unter dem Motto Zukunft Bildung! Wie erreichen wir Chancengleichheit in unseren Schulen? haben wir zu unserer größten thematischen Veranstaltung jemals eingeladen. In der Aula der Leonore-Golschmidt-Schule kamen knapp 400 Besucher*innen und ein hochkarätig besetztes Podium zusammen. Stargast und Key Note Speaker war der Dortmunder Soziologe und Bildungsforscher Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani, der ein Kapitel aus seinem neuen Buch vorgestellt hat. Auf dem Podium diskutierten Oberbürgermeister Belit Onay, MdL und Sprecherin für Bildungspolitik Lena Nzume sowie die Bundesvorsitzende der GEW Maike Finnern, die Moderation hatte Susanne Blasberg-Bense.

Tatsache ist: Noch nie hatten wir so wenige Kinder wie heute, und dennoch wächst die Anzahl der Schulabgänge ohne Abschluss. Al-Mafaalanis These: In Deutschland gibt es zum einen einen starken Zusammenhang zwischen fehlender Bildungsteilhabe und Armut, und unser Bildungssystem stabilisiert diese Ungleichheit auch noch. Gründe für verfestigte Armut ist unter anderem die Erosion solidarischer Strukturen in den letzten Jahrzehnten. Kinder und Jugendliche leben heute isolierter in ihrer Armut und Abgehängtheit als in früheren Generationen. El-Mafaalani: „Armut heute ist trostloser als Armut früher.“

Obwohl sich die Ausgaben für Bildung in Deutschland in den letzten 20 Jahren verdoppelt haben, ist das Bildungssystem unterfinanziert. Die Schulen des neuen Startchancenprogramms haben jetzt gerade das, was international normal ist. El-Mafaalani plädiert dafür, dass Gesellschaft und Politik sich auf allen Ebenen neu überlegen muss, welche Aufgaben Bildungsinstitutionen übernehmen sollen. Dabei soll der meist negativ besetzte Faktor „Migrationshintergrund“ neu als Superdiversität verstanden werden und ebenso wie soziale Komplexität nicht als “Problem” behandelt, sondern als Lernpotenziale positiv genutzt werden. Dabei muss Schule heutzutage vor allem als in Teilen „familienersetzende“ sowie multifunktionale und vor allem kindorientierte Institution verstanden werden und zu einem Ort werden, an dem nicht nur Lernstoff gepaukt wird, sondern an dem auch vielfältige Kompetenzen erworben werden, an dem die Kinder sich wohlfühlen und an dem sie leben.

OB Belit Onay stellte fest: „Wir haben kein Erkenntnisproblem, aber ein Umsetzungsproblem und ein Ressourcenproblem. Es braucht nicht nur ein Dorf, um heutzutage ein Kind zu erziehen, wie es das afrikanische Sprichwort sagt, sondern eine ganze landeshauptstadt hannover. Besonders das Thema mit der zu hohen Anzahl von Abschulungen brennt bei uns, aber wir sind dran. Unser Ziel ist, die Stärken der Superdiversität zu nutzen und die Kindern einzubinden udn mehr zu empowern.“