Dialog statt Law-and-Order an der Drägerwiese

Gemeinsame Lösungen mit Anwohnenden, Konsumierenden und Verwaltung

Rund um die Drägerwiese in Linden-Süd wird seit einigen Wochen verstärkt über offenen Drogenkonsum, Verdrängungseffekte und Unsicherheiten im öffentlichen Raum diskutiert. Als grüner Stadtverband Hannover nehmen wir die Sorgen der Anwohnenden ernst. Zugleich warnen wir vor reflexhaften Law-and-Order-Forderungen, die das Problem nicht lösen, sondern lediglich in andere Bereiche verschieben.

In unmittelbarer Nähe der Drägerwiese befindet sich eine Substitutionsstelle, die viele Menschen in schwierigen Lebenslagen täglich aufsuchen. Hannover gehört zu den wenigen Großstädten in Niedersachsen, die überhaupt solche Angebote vorhalten und übernimmt damit Verantwortung für Menschen, die dringend medizinische und soziale Unterstützung benötigen.

„Wir möchten weder die Realität der Anwohnenden kleinreden noch Menschen mit Suchterkrankungen kriminalisieren. Es geht um tragfähige Lösungen, nicht um symbolpolitische Härte“, betont Leon Flores Monteiro, Vorsitzender des Grünen Stadtverbandes Hannover.

Die Drogenszene in Hannover entwickelt sich nicht isoliert. Konsumierende suchen hier Unterstützung, weil es in vielen umliegenden Städten kaum Hilfsangebote gibt. Das ist kein „Pull-Faktor“, sondern Ausdruck eines strukturellen Problems, das nicht allein Hannover lösen kann.

„Das wachsende Problem des Drogenkonsums lässt sich nicht lokal wegorganisieren. Wir müssen es gemeinsam, größer und strukturell angehen: Mit der Region, dem Land und den Trägern der Suchthilfe,“ erklärt Mona Sandhas, Vorsitzende des Stadtverbandes.

Statt Schuldzuschreibungen braucht es Kooperation und eine ehrliche Analyse darüber, welche Hilfsangebote fehlen und wie die Lasten fair verteilt werden können.

Wir setzen uns dafür ein, gemeinsam mit allen Beteiligten ins Gespräch zu kommen: Anwohnende, Konsumierende, Streetwork, Suchthilfe, Verwaltung und Politik.

„Nur wenn alle Perspektiven gehört werden, können wir Lösungen entwickeln, die wirklich funktionieren und den Stadtteil entlasten. Ein reines Wegschauen ist falsch, aber ein reines Wegdrängen ebenso,“ so Sandhas.

Eine mögliche Akzeptanzfläche könnte ein Baustein sein, allerdings nur, wenn sie professionell begleitet wird und von den Betroffenen tatsächlich angenommen wird.

„Eine Akzeptanzfläche ist kein Allheilmittel. Wenn, dann braucht es ein kluges Konzept und die enge Zusammenarbeit mit der Suchthilfe,“ ergänzt Flores Monteiro.

„Wir wollen ein Linden-Süd, in dem sich Kinder, Familien und Senior*innen genauso wohlfühlen wie Menschen, die auf Substitution und Unterstützung angewiesen sind. Das gelingt nur mit sozialer Verantwortung, nicht mit Abschreckung,“ betont Sandhas.

Der Stadtverband wird den Austausch in Linden aktiv begleiten und sich dafür einsetzen, dass nachhaltige, sozial fundierte Lösungen gefunden werden.

Obdachlosigkeit
Obdachlosigkeit