🎤 Claudia Bax, Schulpolitische Sprecherin
Die deklarierte Offenheit der Bildungsministerin Karin Prien für „Migrantenobergrenzen“ an Schulen ist integrationspolitisch fatal. Gerade mit Blick auf die Real- und Oberschulen ist es auch bildungspolitisch widersprüchlich.
Auf diese Schulen gehen im CDU-gestützten dreigliedrigen Schulsystem besonders viele Schüler*innen mit Migrationsgeschichte. Die Forderung der CDU-Ministerin zeugt von einem fundamentalen Missverständnis über die Ursachen sozialer Ungleichheit im Bildungssystem. Nicht die Herkunft der Kinder ist das Problem. Die Ungleichheit wird befördert durch strukturelle Ausgrenzung: mangelnde Ressourcen an „Brennpunktschulen“, zu frühe Selektion nach der vierten Klasse, fehlende Konzepte für echte Bildungsgerechtigkeit.
Nun will die Ministerin strukturelle Ungleichheit durch Quoten kosmetisch kaschieren, statt die Ursachen zu bekämpfen. Das ist reaktionär und gefährlich.
Aus grüner und sozialpolitischer Perspektive stellen wir uns entschieden gegen jede Form von Ausgrenzung und Segregation. Bildung muss inklusiv, chancengerecht und fördernd sein – für alle Kinder, unabhängig von Herkunft oder sozialem Status. Wir brauchen keine „gleichmäßige Verteilung“ von Migrant*innen, sondern eine massive Stärkung der Schulen: mehr Personal, multiprofessionelle Teams, gezielte Sprachförderung, eine bessere Ausbildung und Bezahlung der Lehrkräfte.
Und vor allem brauchen wir den überfälligen Abschied vom selektiven, dreigliedrigen System hin zu einem integrativen, gemeinschaftlichen Lernen. Wer Integration predigt, aber an einem System festhält, das Kinder mit Migrationsgeschichte konsequent in die unteren Schulformen wegsortiert, handelt unglaubwürdig. Bildungsgerechtigkeit entsteht nicht durch Obergrenzen, sondern durch gleiche Chancen – unabhängig vom Nachnamen.
9. Juli 2025