Sexuelle Belästigung auf dem Schützenfest

Beim Schützenumzug in Hannover wurde eine Polizistin von jungen Männern gegen ihren Willen geküsst. Was folgte, war keine ernsthafte Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt, sondern vor allem eines: Verharmlosung.

„Eine Person gegen ihren Willen zu küssen ist ein sexueller Übergriff. Es braucht dafür keine Gewaltandrohung. Da reicht ein fehlendes Einverständnis.“ Greta Garlichs, Ratsfrau und Landesvorsitzende dazu.

Evrim Camuz, Landtagsabgeordnete ergänzt: „Ein erzwungener Kuss ist keine Bagatelle. Er überschreitet intime Grenzen. Das ist niemals harmlos oder lustig.“

Statt klar Stellung zu beziehen, zeigte sich der Vorsitzende des Schützenvereins „schockiert“ – allerdings nicht über das Verhalten der eigenen Mitglieder, sondern über die Einleitung von Ermittlungen. Damit wird deutlich, wie tief das Problem reicht: Nicht nur der Übergriff selbst ist das Problem, sondern auch der gesellschaftliche Umgang damit.

Stadtverbandsvorsitzende Mona Sandhas zeigt sich empört: „Schlimm, wie sehr im öffentlichen Diskurs allein auf die Motivation und damit Rechtfertigung der beiden Täter abgestellt wird. Die Perspektive der betroffenen Frau bleibt dabei völlig außer Betracht. Diese Täter-Opfer-Umkehr ist symptomatisch und völlig inakzeptabel.“ 

Denn: Ein erzwungener Kuss ist kein Flirt, kein Spaß, kein Missverständnis. Es ist ein sexueller Übergriff. Und der gehört benannt, unabhängig davon, wer betroffen ist oder wo er passiert. Dazu Swantje Michaelsen, grüne Bundestagsabgeordnete: „„Körperliche Übergriffe sind niemals akzeptabel. Ein Kuss ohne Einwilligung ist ein Angriff auf die persönliche Würde. Stopp zu Gewalt an Frauen!“

Es ist höchste Zeit, dass wir solche Vorfälle nicht mehr kleinreden, nicht mehr „als Einzelfall“ abtun und dass wir uns solidarisch an die Seite derer stellen, die betroffen sind. Sexismus ist kein Männerproblem. Es ist ein gesellschaftliches Problem. Und wir alle sind gefragt, etwas dagegen zu tun. Djenabou Diallo-Hartmann, Landtagsabgeordnete erklärt: „Solche Vorfälle sind keine Einzelfälle. Wer sie verharmlost, trägt dazu bei, dass Sexismus weiter Alltag bleibt.“

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