Kommentar des Kulturpolitischen Sprechers der Ratsfraktion Grüne+Volt+Piraten in Hannover, Liam Harrold zum Restitutionsfall des Stilllebens Bunte Wicken und Rosen von Lovis Corinth.
Der Deutschlandfunk-Podcast Tatort Kunst hat anhand des Restitutionsfalls des Gemäldes Bunte Wicken udn Rosen von Lovis Corinth im hannoverschen Sprengel Museum eine deutliche Problematik in der Provenienzforschung auf kommunaler sowie Bundesebene aufgezeigt. Es wird deutlich, dass die Arbeit der Provenienzforscher*innen in den Museen Hannovers künftig besser koordiniert werden muss und dass die Ergebnisse ihrer Forschung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten.
Im konkreten Fall der Restitution des Gemäldes an die Nachfahren und Erben von Dr. Max Levy muss die Stadt eine zügige und gerechte Lösung anstreben. Die Verzögerung des Prozesses sowie die mangelnde Kommunikation seitens der Stadt sind insbesondere angesichts des fortschreitenden Alters der Anspruchstellerin Ellen Lore McQuoid nicht hinnehmbar. Als ersten Schritt der Entschuldigung erwarten wir eine offizielle Einladung der Familie Levy durch die Stadt.
Um zukünftig eine bessere Koordination zu gewährleisten, fordern wir die Einrichtung einer zentralen Stabstelle für Provenienzforschung in der Verwaltung, die eine von den Museen unabhängigere und transparentere Provenienzforschung sicherstellt. Dies stärkt die fachlich gute Forschung auch im Hinblick auf das Ziel, gerechte Lösungen bspw. durch Restitutionen zu finden. Dies wird vergangenes Unrecht und den NS-verfolgungsbedingten Verlust nicht gut machen, schafft jedoch im Hier und Jetzt ein Stück mehr Gerechtigkeit.
Die Stabstelle ist durch juristische Fachlichkeit sowie durch das bisher noch wenig beachtete Themenfeld der kolonialgeschichtlichen Provenienz mittelfristig zu erweitern. In diesem Sinne haben wir Grüne im Rat der Landeshauptstadt Hannover in der Vergangenheit schon erste Anfragen und Berichtsbitten im Kulturausschuss gestellt.
Zudem fordern wir die Bundesregierung auf, die Neuordnung der Provenienzforschung in Form der angekündigten Schiedsstelle schnell umzusetzen, um den Kommunen und Ländern eine handlungsfähige Anrufungsinstanz in Streitfällen zur Seite zu stellen. Zudem ist ein Restitutionsgesetz, wie es dies schon in anderen EU-Staaten gibt, auch endlich für Deutschland zu beschließen. Dies würde auch die wichtige Forschung in den Kommunen absichern und unabhängige Instanzen stärken.