Am 26. November lud die grüne Bezirksratsfraktion Bothfeld-Vahrenheide zu einem Bürger:innendialog im Kulturtreff Bothfeld ein. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der Emil-Nolde-Weg und die kontroverse Debatte um seinen Namensgeber.
Emil Nolde war eine widersprüchliche Persönlichkeit: Einerseits zählt er zu den bedeutendsten expressionistischen Malern des 20. Jahrhunderts, andererseits war er ein überzeugter Antisemit und trat früh der NSDAP bei. Vor diesem Hintergrund wurde von Anwohner*innen die Frage aufgeworfen, ob eine Umbenennung der Straße angemessen sei.
Um die eigene politische Position gemeinsam mit den Bürger:innen vor Ort zu diskutieren, lud der kulturpolitische Sprecher der Stadtratsfraktion, Liam Harrold, gemeinsam mit der Bezirksratsfraktion zu einem ergebnisoffenen Dialog ein. Als Experte war zudem Till Steinbrenner zu Gast, der 2019 in Emden eine Ausstellung zu Emil Nolde kuratiert hatte und mit seiner fachlichen Einordnung den Austausch maßgeblich bereicherte.
Gemeinsam mit rund 30 Anwohner*innen entwickelte sich eine vielschichtige Diskussion über den Umgang mit dem umstrittenen Straßennamen. Zentrale Frage war dabei, inwiefern eine Straßenbenennung als Ehrung zu verstehen ist und welchen Einfluss sie auf das gesellschaftliche Umfeld hat. Dabei wurde auch der Widerspruch thematisiert, dass Noldes expressionistische Kunst von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert wurde im starken Gegensatz zu seiner eigenen politischen Haltung.
Im weiteren Verlauf wurden verschiedene Handlungsoptionen erörtert. Neben einer Umbenennung stand auch das Aufstellen einer Hinweistafel zur Diskussion. Zugleich wurde kritisch hinterfragt, ob eine solche Tafel nicht erst recht Aufmerksamkeit auf die problematische Namensgebung lenken würde. Letztlich kristallisierten sich drei mögliche Wege heraus: die Umbenennung der Straße, die Ergänzung durch eine erklärende Hinweistafel oder die Beibehaltung des Status quo.
Abschließend wurde deutlich, dass die Debatte um den Emil-Nolde-Weg so bald nicht beendet sein wird. Derzeit prüft die Stadt Hannover die vorgebrachten Vorschläge, ein abschließendes Ergebnis konnte auch an diesem Abend nicht erzielt werden. Klar ist jedoch: Sowohl die Anwohner*innen als auch die Bezirksratsfraktion werden sich weiterhin intensiv mit der Frage auseinandersetzen und auf einen möglichst breiten Konsens im Umgang mit der kontroversen Namensgebung hinarbeiten.



